The Hockey Project

Drei CDs.
Urban und schnörkellos wie ein direkter Schuss aufs Tor.

Über den Titel stolpert man schon. Was hat denn Jazz mit Eishockey zu tun? „Eine Menge“, meint die Kölner Bassistin Alexandra Krings. „Engagement, Kreativität, Teamwork und Leidenschaft – das ist von einem Musiker in einer Band genau so gefordert wie von einem Spieler in einem Eishockeyteam. Du musst jederzeit 110 % geben. Ich mag die Kompromisslosigkeit und Zielstrebigkeit des Sports – und genau so gehe ich an Musik heran. Ein guter Hockeyspieler denkt voraus – er weiss schon, was sein nächster Spielzug sein wird, bevor er im Puckbesitz ist. Und er muss jederzeit genau wissen, wo seine Mitspieler gerade stehen und voraussehen, was sie tun werden und dann improvisieren. Nicht anders als der Musiker.“

 

Krings CD „The Hockey Project“ ist – konsequenterweise – wie ein Eishockeyspiel als Trilogie angelegt, mit drei CDs, die bis März 2016 nacheinander veröffentlicht werden. „Das 2. Drittel kann völlig anders verlaufen als das erste. Und man kann nie voraussagen, was im dritten passiert“. Ebenso unterscheiden sich die drei. Im erstem Drittel „one“ sind die Arrangements und Remixes urban, direkt und persönlich, in verschiedenen Besetzungen. Während „One“ die persönlichste der drei CDs ist, liegt bei „two“ der Schwerpunkt auf eher ungewöhnlichen Besetzungen – „Special Teams“ sozusagen. Und „three“ – wartet doch einfach mal ab. Ihr wollt doch nicht wirklich schon jetzt wissen, wie das Spiel ausgeht? Der Ausgang des Projekts, wie bei jedem spannenden Match, soll noch offen bleiben für den Zuhörer.

Als Kernstück der ersten CD „One“ kommt die progressive Jazznummer „Overtime“ melodisch und mit breiter Klangpalette daher. Arrangiert wurde genreuntypisch und E-Basslastig für drei Bläser, Geige und Rhythmusgruppe.
Jazz? Ja. Von Musikern gespielt, die ebenso in anderen Stilen zuhause sind. Hinter dem nachdenklichen Intro verbirgt sich eine eigenwillige Komposition, deren energetisches Finale als Zwischenmusik in jeder Hockey-Arena passt. Die beiden weiteren stadiontauglichen Teile der Suite – „Double Overtime“ und „Triple Overtime“ – bedienen sich der elektronischen Zaubereien des Kanadiers Leon Stevenson und verwenden Elemente aus der Musik der härteren Gangart.

 

Alanis Morissettes „Hands clean“ wurde neu arrangiert – akustisch und basslastig, mit einem rockigen Streichersatz als Fundament für Chris Herzbergers Solobratsche und Annette Kreutz’ Gesang.

 

12 Musiker aus Deutschland und Kanada sind beteiligt – z.B. Geiger Chris Herzberger und Pianist Ingo Wolfgarten, die sonst bei Gregor Meyle spielen. Ist die Vielstaatigkeit Zufall? „Keineswegs. Ich habe in den letzten Jahren viel Zeit in Toronto verbracht und dort viele fantastische Musiker kennengelernt.“ Gemischt wurde von Alec Fraser, Juno- Award Gewinner und Bassist des 2008 verstorbenen Jeff Healey. Mit den Musikern aus Deutschland hat Alexandra Krings in verschiedensten Besetzungen von Jazz bis Folk zusammengespielt. Aufgenommen wurde in Köln, Toronto, Nürnberg und Bremen.
Und wo sortiert Krings das Ganze stilistisch ein? „Ganz klar: Jazz. Mit Eiern.“